Was ist Dialog?



Ein gelingendes Gespräch? Mehr als das!
Ein Gespräch, in dem von eigenen Erfahrungen, Gedanken und Gefühlen die Rede ist. Ein Gespräch in Ruhe, ohne unterbrochen zu werden. Ein Gespräch, in dem ich nicht
nur bereit bin, dir zuzuhören sondern mehr als das: Ich will erfahren, was du denkst und woher deine Gedanken kommen. Ein Gespräch mit Wurzeln.
Dialog bedeutet in Beziehung sein, sich seinem Gegenüber zu öffnen, von Herzen zu sprechen.

Dialog ist ein Raum, für das, was jetzt ist, in Annahme und Wertschätzung des/der Einzelnen. Das schafft ein unglaubliches Potential in einer Gruppe, ermutigt zum gemeinsamen Denken. Altes darf sich ändern. Neue Handlungsräume können entstehen.

 

Was bedeutet das Wort?

Die Wort abgeleitet vom griechischen Dialogos: Dia = (hin)durch & Logos = Wort/Bedeutung/Sinn - "Fließen der Worte" oder "Sinn-Fluss durch das Wort"

 

Was ist im Dialog anders als in der Diskussion?

Der Dialog ist als Kommunikationsform das polare Gegenstück zur Diskussion. Er ist die zweite Seite der gleichen Münze. Der Dialog ist nicht besser oder schlechter als die Vorder- oder Rückseite, sondern ist Teil unserer Kommunikationsfertigkeiten. Unsere mitteleuropäische Kultur hat nur im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende immer stärker die Diskussion als Kommunikationsform favorisiert und den Dialog als Begegnungsqualität in ein Schattendasein gedrängt. 

Dort, wo die Diskussion auf etwas fokussiert, analysiert und präzisiert, ist die Bewegung im dialogischen Sprechen auf ein Erweitern und Öffnen ausgerichtet. Wo die Diskussion als Gesprächsform unterscheidet und trennt, suchen Menschen im Dialog die Verbindung, die Brücken zwischen verschiedenen Welten. Für das Entfalten der ganzheitlichen kommunikativen Fertigkeiten in herausfordernden Situationen bedarf es heute umso mehr der Fähigkeit des dialogischen Sprechens und einer dialogischen Haltung.

 

Weitere Antworten

Der Dialog erlaubt in der Kommunikation das Wachsen von Verbundenheit zwischen Menschen. Er ist keine Kommunikationstechnik, sondern fördert das Wachsen von Haltungen. Gespräche, Redekreise, Meetings werden dadurch langsamer, achtsamer, wesentlicher und erfüllender und als Nebeneffekt effizienter.


Der Dialog ist eine Einladung für alles, was in einer bestimmten Situation ausgesprochen und gehört werden will, er ist ein Gefäß in dem sich Vertrauen entwickeln kann.

 

Als Redeform findet er Anwendung im Zweiergespräch ebenso wie in Redekreisen kleiner oder großen Gruppen. In der schon über Jahrtausende weitergegebenen Tradition der Redekreise findet er um eine gestaltete Mitte oder ein Feuer statt und nutzt als Werkzeug eine Redesymbol.

 

Die neuere Geschichte des Dialogs

Der Dialog als Redeform hat seinen Weg aus mehreren Quellen zurück in unsere Kultur gefunden. Die Brücke zum modernen Dialogverständnis baute Martin Buber im vorigen Jahrhundert. Martin Buber hat als Religionsphilosoph mit jüdisch-deutschen Wurzeln die Tür geöffnet und das Gespräch, die Begegnung zwischen einem ICH und einem DU als wesentlich für die ICH-Werdung und das Verstehen der Welt beschrieben.

David Bohm als zweite Quelle des modernen Dialogverständnisses war irritiert von der Zersplitterung des Denkens im wissenschaftlichen Diskurs und hat sich neben seiner Tätigkeit als Quantenpysiker dem Entwurf von Redekreisen zugewandt. Sein Interesse  galt dabei der Erforschung des menschlichen Denkens (Thought as a System) und dessen Evolution hin zu einem verbindenden Sprechen in einem Kreis, das gemeinsames Denken ermöglicht.

 

Angeregt durch David Bohm wurde am MIT (Massachusetts Institute of Technology) der Dialog unter der Leitung von William Isaacs weiterentwickelt und in mehreren Anwendungsfeldern erprobt. Über Freeman Dhority, Mitentwickler des Dialogs im Rahmen des MIT, kam der Dialog nach Europa. Im Dialogprojekt der Adolf Reichwein Gesellschaft entstand ein Ausbildungsprogramm für Dialogprozessbegleitung.

 

Im Jahr 2015 gewann der Dialogprozess in Tunesien, begleitet vom European Network for Dialogue Facilitation (ENDF) den Friedens-Nobelpreis!

 

Wo wird der Dialog heute wieder vermehrt verwendet?

Heute findet der Dialog in vielen Gesellschaftsbereichen Anwendung und wird laufend in unterschiedlichen Anwendungsfelder weiterentwickelt:

  • in Organisationen
  • in Unternehmen
  • an Schulen
  • in Familien
  • in Paarbeziehungen
  • im Sozial- und Gesundheitsbereich
  • in Coaching, Beratung, Supervision, Therapie usw.

Was ist ein DIALOGKREIS?

Der Dialogkreis ist eine spezielle Form des Dialogs. Er ist ein ursprüngliches Kommunikationsritual verschiedenster indigener Völker der Erde. Er wurde und wird als sinnvolle Form verwendet, um wichtige Themen in der Gruppe zu besprechen. Dabei wird in einem Sitzkreis über ein für alle wichtiges Thema gesprochen. Wer zu einem Sitzkreis eingeladen wird, ist in dieser Runde mit allen gleichberechtigt. Jede einzelne Stimme ist wichtig für das Ganze und zählt! Das Zentrum jedes Redekreises bildet eine gestaltete Mitte. Dieses Gesprächsform wird durch die Verwendung eines Redesymbols in Form eines Redestabes oder etwas ähnlichem unterstützt.

 



Was ist der DIALOGPROZESS?

Wie der Physiker und Philosoph David Bohm in seinem Buch „Der Dialog – das offene Gespräch am Ende der Diskussion“ schreibt „steckt eine Menge Gewalttätigkeit in den Meinungen, die wir verteidigen. Es sind nicht lediglich Meinungen; es sind Annahmen, mit denen wir uns identifizieren und die wir verteidigen, weil es ist, als würden wir uns selbst verteidigen.”

 

Dialogprozess meint unter anderem den Prozess der Bewusstwerdung eigener Denkstrukturen, auf denen all unsere Gefühle, Annahmen und Bewertungen im Alltag oder auch in wissenschaftlichen Diskursen beruhen.

Unterschiedliche Erfahrungsräume und Übungen bieten Unterstützung darin, sich selbst „auf die Schliche“ zu kommen. Eine dialogische Haltung zu entwickeln, bedeutet einen großen Schritt in Richtung heilsamer Kommunikation zu gehen und gelebte Diversität und Verbundenheit auf zu bauen.

 

Dialogprozess bedeutet, so verstanden, ein Entwickeln dialogischer Fertigkeiten in vielen Bereichen des Lebens.


   Die Achtsamkeiten des Dialogs

  • Lernende Haltung
  • Radikaler Respekt 
  • Entschiedene Offenheit
  • Empathie
  • "Von Herzen sprechen“
  • Generatives Zuhören 
  • Verlangsamung des Gesprächs
  • Annahmen und Bewertungen
    in Schwebe halten
  • Produktives Plädieren 
  • Erkundende Haltung
  • Den Beobachter beobachten
  • Verbundenheit